„Corona -Hunde“


Januar 2021


Welpen über Welpen, gefühlt werden es immer mehr, die man auf den Straßen sieht. Tierheime haben exorbitant viele Anfragen nach netten Hunden. Letzteres sollte eigentlich Grund zur Freude sein, doch was steckt dahinter? Sehen wir genauer hin. 

Warum möchte alle Welt plötzlich einen Welpen/Hund? Warum boomt der Handel mit Lebewesen gefühlt wie nie zuvor?

Wir sind im Lockdown, im Homeoffice, viele von uns haben (unfreiwillig) Zeit. Die Kinder sind größtenteils zuhause, Langeweile kommt auf. Durch die Einschränkungen werden unsere Bedürfnisse stark beschnitten, Kontakte sind gesperrt, viele fühlen sich alleine. Wir dürfen nicht oder nur beschränkt reisen, wir sind gezwungen, uns mit uns selbst auseinander zu setzen. 

Während die einen Existenzängste haben, kaufen die anderen ein. Es entstehen Lücken, die emotional gefüllt werden müssen. Für viele scheint der perfekte Zeitpunkt gekommen zu sein, sich einen Hund, einen Welpen anzuschaffen. Zeit ist schließlich in Hülle und Fülle da. 

Menschen, die ohne Coronamaßnahmen vielleicht nie auf die Idee gekommen wären, sich einen Hund zuzulegen. Aber jetzt wäre es doch praktisch. Auch für die gelangweilten Kinder.

Während die einen noch im Tierheim anfragen oder im Internetkatalog den neuen Bewohner im Ausland bestellen, darf es bei anderen nicht irgendein Hund sein. Es muss was Besonderes her. Eine schöne Farbe, etwas, was nicht jeder hat. Was hermachen muss er, gerne eine im Internet als Designer- Rasse angepriesene Mischung. 

Und so gehen brisante Mischlinge mit Fehlfarben und merle Verpaarungen „über den Ladentisch“. Dafür werden Preise gezahlt, dass man sich fragt, ob die Käufer ihr Hirn vor dem Kauf in den Lockdown geschickt haben. An die 2000 Euro!!!, das müsst ihr euch auf der Zunge zergehen lassen, 2000 Euro werden für Mischlinge bezahlt.

Mischlinge teils aus Qualzuchten, mit Gendefekten,kranke Hunde. Rassen mit Potential, die wild verpaart werden, deren Nachwuchs man neue Bezeichnungen gibt, damit sie wie eine Rasse klingen. 

Und es funktioniert. Die Vermehrer lachen sich kaputt. Sie verdienen sich an soviel Unwissenheit und Dummheit eine goldene Nase. 

Jetzt könnte man sagen, selber Schuld. Sollt ihr für Eure Dummheit doch mit einem kranken/schwierigen Hund bestraft werden. Doch nicht die Käufer sondern die Hunde zahlen am Ende den Preis dafür. Mit ihrer (nicht vorhandenen) Gesundheit, ihrer Zukunft, wenn der Labbimix doch ein Owtscharkamischling wird oder die putzige blaue Bulldogge garnicht richtig atmen kann. Wenn der tolle weiß gesprenkelte Aussimix mit den blauen Augen taub ist oder nur 2 Jahre alt wird.

Schaut man in diverse Foren/online Gruppen, stehen da vermehrt Fragen, wie „Warum ist mein Welpe nach 2 Monate noch nicht stubenrein“? Warum zerlegt er die Wohnung? Warum bellt er soviel? etc pp? 

Wieder greift man sich an den Kopf und denkt, „ ja verdammt, ja ihr habt Lebewesen gekauft und keine Steiff Tiere“. Die scheißen unter Umständen in die Bude, dekorieren diese auch um und die kosten nicht nur bei der Anschaffung Geld. Und da es unbedingt ein Doberhoula (Dobi x Catahoula) sein sollte, weil der ja so geil ausschaut, müsst ihr auch damit leben, dass das Kerlchen die gelangweilten 4 Kinder, die an ihm rumdoktern nicht so gut findet, vor Allem wenn sonst keine seiner (Rassen)- Bedürfnisse erfüllt werden. Aber hey, wenn's nicht funktioniert, dann verhökert man das fellige Designerstück bei Ebay Kleinanzeigen.

Und vielleicht findet sich der nächste Depp, der seine Corona Lücke schließen muss.

Was mir aber so richtig Angst macht, was wird, wenn unser Leben sich wieder normalisiert? Wird ein Großteil der „Corona- Hunde“ die Tierheime überschwemmen? Wohin dann mit all den überdrüssig gewordenen Tieren, die plötzlich lästig werden?


Maria Weirauch